Souveräne Identitäten im Handel
SSI im Handel
Autor: Sebastian Schmittner
Welche Relevanz haben digitale Zertifikate im Handel? Wo liegen die Potenziale dezentral verwalteter digitaler Identitäten? Und um wessen Identität geht es eigentlich?
Antworten zu diesen Fragen entwickelt im Arbeitspaket Handel ein Team bestehend aus der Hochschule Mittweida, Evan GmbH, Jolocom GmbH und Authada GmbH zusammen mit dem assoziierten Partner GS1 Germany unter der Leitung des European EPC Competence Center GmbH (EECC) im Rahmen von ID-Ideal.
Persönliche Daten, Rabattkarten und Coupons
Bei “Customer Relations Management” (CRM) geht es heute des Öfteren nicht mehr alleine um eine Beziehung zum Kunden, sondern um das Sammeln möglichst vieler Daten über diesen. Kundenbindungssysteme in Form von Rabatt- und Punktekarten dienen dazu dem Händler Zugriff zu möglichst vielen Details hinsichtlich des Einkaufsverhaltens seiner Kunden zu verschaffen. Gerade auf den großen Online-Plattformen werden Daten massenhaft gesammelt und von zahlreichen bekannten Internetplattformen untereinander gehandelt. Das ist nicht unbedingt im Interesse des Nutzers. Aber auch im stationären Geschäft sind heute immer mehr Kunden dem Datensammeln der Händler gegenüber kritisch eingestellt.
Aud der anderen Seite stellt eine zentrale Datenbank mit Kundeninformationen eine Herausforderung hinsichtlich der Verwaltung dar, besonders wenn zahlreiche personenbezogene Daten enthalten sind. Händler müssen die Daten nicht nur bei der Werbung von Kunden für die entsprechenden Programme einmalig erheben. Schnell veralten etwa Adress- und Kontaktinformationen, sodass der Datenbestand ständig gepflegt werden will. Zudem haben Kunden das Recht auf Auskunft und Löschung der über sie gesammelten Daten, was ebenfalls mit nicht unerheblichem Aufwand verbunden ist.
Die Grundidee der Souveränität der einzelnen Person über die eigenen Daten lässt sich vor diesem Hintergrund sofort für alle Beteiligten gewinnbringend übertragen. Wenn der Händler nur noch Verbindungen mittels pseudonyme distributed identifier (DID) zu meinem Kunden verwaltet, anstatt personenbezogene Daten direkt zu speichern, entfällt ein wesentlicher Teil des Datenhaltungsaufwands. In dem Moment, in dem Daten vom Kunden benötigt werden, kann man diese direkt aus der digitalen Wallet anfragen und erhält aktuelle und aufgrund der Zertifizierung, etwa durch die Bundesdruckerei, hoch vertrauenswürdige Daten, mit der direkten Zustimmung des Kunden diese gemäß meiner Anfrage zweckgebunden nutzen zu dürfen.
Basierend auf einem solchen datensparsamen CRM werden Konzepte erarbeitet und erprobt mit denen Stempel- und Rabattkarten so wie Voucher, Coupons und Gutscheine mithilfe der SSI Technologie digitalisiert und natürlich in die SSI Wallets der Zukunft integriert werden können.
Unternehmensdaten
Beim Kontakt zwischen Unternehmen spielt deren digitale Identität eine mindestens ebenso wichtige Rolle wie beim Kontakt mit natürlichen Personen. Etwa das Onboarding neuer Zulieferer ist mit erheblichem bürokratischen Aufwand verbunden, welcher mittels SSI Technologie deutlich reduziert werden kann. In diesem Bereich arbeitet das Team aus ID Ideal eng mit dem Schwesterprojekt ID Union, so wie mit internationalen Partnern zusammen.
Produktdaten
Ebenfalls hat jedes Produkt hat eine Identität. Hinter jedem steckt eine Vielzahl von Daten, die aus unterschiedlichen Quellen kommen und deren Überprüfung, etwa in Hinblick auf den CO2 Fußabdruck oder Richtlinien zur Kreislaufwirtschaft, in Zukunft immer wichtiger wird. In ID Ideal wird mit verschiedenen Varianten der technischen Realisierung der digitalen Produktidetität experimentiert und diverse Anwendungsfälle im Zusammenhang mit dem Produktpass sowie Qualitäts- und Echtheitszertifikaten untersucht.